
Kaktusfeigenkernöl – Anti-Aging Waffe oder Blödsinn?
Kaktusfeigenkernöl - (K)Ein Öl wie jedes andere?
“Während die Früchte und die jungen Triebe des Feigenkaktus in seinen Heimatländern als Obst und Gemüse verzehrt werden, nutzt die westliche Welt einen ganz anderen Bestandteil der Pflanze: das aus den ebenfalls essbaren Kernen gewonnene Öl.”
Ihm spricht die Kosmetikindustrie eine ausschließlich positive Wirkung auf Haut und Haar zu. Doch worauf gründet der Mythos um das natürliche Pflege- und Anti-aging-Mittel?
Ist das Produkt sein Geld wert?
Das pflanzliche Öl gilt als eines der teuersten Fette weltweit und ist seinen stolzen Preis durchaus wert – sofern es sich tatsächlich um einen traditionell gewonnenen Extrakt aus dem Innersten des warzenbesetzten Obstes handelt. Für einen Liter der begehrten Flüssigkeit kommen rund 450 kg reifer, frischer Feigenkaktus-Früchte zum Einsatz.
Die aus ihnen herausgelösten Kerne werden zunächst gewaschen und sonnengetrocknet. Bis zur weiteren Verarbeitung müssen sie kühl lagern, um eine hohe Qualität des daraus gewonnenen Produktes zu gewährleisten. Die eigentliche Pressung erfolgt im Kaltverfahren, so dass echtes Kaktusfeigenkernöl das Prädikat “natürlich” / “native” verdient, entsprechend beworben werden darf – und demgemäß teuer ist. Bei den ebenfalls erhältlichen preiswerten Varianten handelt es sich entweder um das Ergebnis mazerierter Feigenkaktus-Blüten oder um chemisch gewonnenes bzw. mit anderen Flüssigfetten versetztes Öl. In ihm steckt nur ein Bruchteil dessen, was das Original ausmacht bzw. dem Original nachgesagt wird – denn ein Blick auf die Inhaltsstoffe des angeblichen Wundermittels bringt Erstaunliches zu Tage:
Wie wirkt Kaktusfeigenöl?
Die viel gepriesene Verteilung der Fettsäuren auf 20 Prozent gesättigte und 80 Prozent ungesättigte Vertreter weisen alle reinen Pflanzenöle auf. Sie macht den Extrakt aus Kaktusfeigenkernen weder besser noch schlechter als andere herbale Flüssigfette. Auch der oft herausgestrichene Anteil lebenswichtiger Linolsäure entpuppt sich bei näherer Betrachtung als Flop: Ihr fehlt – wie in vielen anderen Ölen – ein Partner, durch den sie im menschlichen Körper verwertbar ist.

Weitere Wirkstoffe, durch welche das Kaktusfeigen-Elixier zum wirksamen Anti-Aging-Mittel erhoben wird, sind die Antioxidantien Tocopherolen und Delta-7-Stigmastenol. Sie sollen besonders gut gegen Freie Radikale schützen und die Haut zur Regeneration anregen. Hinter den Begriffen verbergen sich jedoch lediglich Bestandteile, die auch in anderen Lebensmitteln zu finden sind – und hier häufig sogar in viel höherer Konzentration vorliegen: Vertreter der Vitamin-E-Gruppe und der Stigmasterole. Deren Gehalt beläuft sich in einfachem Weizenkeim- oder Rapsöl sowie in Hülsenfrüchten oder Nüssen auf ein Vielfaches dessen, was in Kaktusfeigenkern-Extrakt steckt.
Nicht zuletzt werden auch die enthaltenen Flavonoide als Wunderwaffe gegen Hautalterung und Zellschäden gepriesen. Wissenschaftler der “Laboratory Applications of Chemical Resources” und des “Preparatory Institute for Engineering Studies” haben in Studien nachgewiesen, dass diese Stoffe einen noch höheren Effekt erzielen als die bereits genannten Antioxidantien. Ihr Gehalt liegt jedoch weit unter dem vergleichbarer Naturprodukte: Alle dunklen Früchte und daraus gewonnene Säfte, Weine oder Essig-Sorten besitzen -zig mal mehr Flavonoide als Kaktusfeigenkernöl.
Alles wertloser Betrug?
Nein – so lange Du Dich bei der diesbezüglichen Einschätzung nicht ausschließlich auf die Wirkung konzentrierst. Das exotische Anti-Aging-Mittel ist nämlich vor allem eins: reine Naturkosmetik. Als solche ist es frei von Farb-, Duft- und Konservierungsstoffen, die zu Hautreizungen oder -irritationen führen können. Das Öl ist gut verträglich und kann auch bei Personen mit empfindlicher Haut zum Einsatz kommen. Es hat eine ultraleichte Textur, zieht schnell ein und hinterlässt einen natürlich matten Teint – weswegen Kaktusfeigenkern-Extrakt eine ideale Make-up-Grundlage bildet.
Darüber hinaus tragen traditionell gewonnene Produkte zur Stabilisierung der Wirtschaft im Ursprungsland bei, denn sie stellen einen wichtigen Handelsartikel dar. Fairtrade-Siegel wie das Kennzeichen der Fairtrade Labelling Organizations International (FLO) oder der World Fair Trade Organization (WFTO) bürgen für die Herkunft – ganz gleich, ob es sich um reines Kernöl, um ein gestrecktes Produkt oder um Kaktusfeigenöl aus Blüten handelt.
UNSER FAZIT
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Zusammenfassung Kaktusfeigenkernöl ist durchaus geeignet für jeden der gerne Naturkosmetik verwendet und dafür auch gerne etwas mehr zahlt. Große Wunder kann man vielleicht nicht immer erwarten, aber wer empfindliche Haut hat und gerne Fairtrade unterstützt findet hier vielleicht ein neues Lieblingsprodukt!
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